Handelsfrei

Für eine andere Gesellschaft

- reden wir ! -


Was ist Handel

#1 von DasBrot_XIX , 26.07.2010 00:06

Zunächst sollte man mal wissen, wovon man redet, wenn man über was redet. Was bedeutet Handel? Überall sehen wir Handel. Egal ob wir ins Restaurant gehen und uns etwas zu Essen bestellen oder ob wir im Supermarkt Toilettenpapier kaufen. Niemand wird bestreiten, dass hier Handel stattfindet. Wir geben was und wir bekommen was. Wir geben Geld und bekommen etwas dafür. Diesen Vorgang nennt man kaufen.

Leistungstausch
Was aber geschieht, wenn wir kaufen? Die einen geben Geld, die anderen eine Ware, ein Produkt. Es wird also getauscht. In den genannten Fällen wird Geld gegen Ware getauscht. Beim Friseur erhalten wir für unser Geld keine Ware, kein "Produkt" im eigentlichen Sinne. Der Friseur oder, heute mehr den je, die Friseurin, leistet uns einen Dienst, in dem sie uns die Haare schneidet. Sie erbringt also eine Dienstleistung. Genauso die Ärztin und der Krankenpfleger, die Postbotin, der Masseur, der Taxifahrer, ... Sie alle leisten an uns einen Dienst, der das eigentliche Produkt darstellt.

Aber auch der Trafikant, der Kiosk-Besitzer, der Verkäufer leistet einen Dienst, wenn er uns bedient. Das Geld, das wir ihm geben bekommt er aber weniger für seine Dienstleistung als mehr für ein Produkt, in jenem Fall wahrscheinlich Zigaretten.

Gehen wir nach Karl Marx, so steckt in jedem Produkt, auch in den Zigaretten, Arbeit. Auch wenn sie maschinell hergestellt worden sind, so arbeiten in der Zigarettenfabrik doch Menschen, welche die Maschinen beaufsichtigen und versorgen: Die Maschinen müssen gewartet werden, Material muss nachgefüllt werden und vieles mehr, damit die Maschinen arbeiten können. Menschenleere Fabriken gibt es derzeit nur wenige auf der Welt.

Die Zigaretten sind somit das Produkt von Arbeitszeit, Arbeitskraft und der Materialien (Roh- und Hilfsstoffe: Papier, Tabak, Filter, Schmiermittel für die Maschinen, Kleber für das Produkt selbst, evtl. Kühlmittel, Strom, uvm.). Da auch die Roh- und Hilfsstoffe und die Maschinen von Menschen mittels Arbeitskraft und Arbeitszeit gewonnen bzw. hergestellt wurden, ist es also das Produkt einer Gemeinschaft, einer Gesellschaft. In diesem wie auch in anderen Produkt steckt also gesellschaftliche Arbeit. Es wurde also Arbeit geleistet. Eine Schachtel Zigaretten stellt somit nicht nur das Produkt an sich, sondern auch eine erbrachte Arbeitsleistung, oder Kurz: eine Leistung dar.

Diese Abstraktion kann man nun auf alle Produkte übertragen, welche auf dem Markt angeboten werden. Also stellt jedes Produkt eine Leistung dar, genauso wie eine Dienstleistung. Jedes geschaffene Werk ist demnach eine Leistung. In der Wirtschaftswissenschaft wird auch allgemein von "Gut" gesprochen.

Ein Wort zu Markt:

Zitat
Der Begriff Markt (von lat.: mercatus Handel, zu merx Ware) bezeichnet im engeren Sinne den Ort, an dem Waren regelmäßig gehandelt oder getauscht werden (Handelsplatz). Im weiteren Sinne bezeichnet der Begriff heute das geregelte Zusammenführen von Angebot und Nachfrage von Waren, Dienstleistungen und Rechten. (Quelle: Wikipedia, Stichwort "Markt")



Absprache
Der reine Leistungstausch für sich allein stellt aber noch keinen Handel dar. Zu Weihnachten werden millionenfach Leistungen getauscht, ohne dass irgend ein Handel stattfindet. Damit aus einem Leistungstausch auch ein Handel wird, müssen also weitere Merkmale hinzukommen.

Weihnachten ist aber ein recht gutes Beispiel. Wer zu Weihnachten schenkt, erwartet meistens auch, dass er ebenfalls ein Geschenk erhält. Sicher wird dabei so mancher enttäuscht. Das Problem dabei ist jedoch die Erwartungshaltung. Wer ein Geburtstagsgeschenk macht, erwartet sich meist auch zu seinem Geburtstag ein Geschenk. Ob dabei dann auch der Preis des Geschenks berücksichtigt wird, ist eine persönliche Sache und beleibt jedem selbst überlassen. Doch nicht selten fragt sich der Beschenkte, was, bzw. wie viel bin ich dem Schenkenden wert? Der Beschenkte misst sich also selbst einen, vielleicht ungewissen Geldwert an Hand des Geschenkes zu.
Aber es gibt natürlich auch die Fälle (es soll allen gewünscht sein), dass sie ebenfalls beschenkt werden. In der Regel ist auch der Preis für das Geschenk unwichtig.

Es hat also zwar ein Leistungstausch stattgefunden, der aber nicht abgesprochen war. Er wurde also nicht ausgehandelt und nicht vereinbart. Es ist beim Wechsel des Eigentümers der Leistung noch nicht einmal sicher, ob eine Gegenleistung erbracht wird.

Bei einem Handel ist das anders. Es ist nicht nur klar, dass eine Gegenleistung erbracht wird, sondern auch welche. Und beide Handelspartner waren mit diesem Tausch einverstanden.

Bedingung
Die Leistungen bedingen einander. Es wird von den Handelspartnern eine Leistung nur dann erbracht, wenn sie dafür eine Gegenleistung erhalten. Wird keine Gegenleistung erbracht, gibt es auch keine Leistung. Wer nicht "zahlt", kriegt nichts.

Das Erbringen der Leistungen muss zeitlich nicht unmittelbar aufeinander folgen oder örtlich zusammenhängen. Bei einem Ratenkauf oder einem Zielkauf wird die Zahlung nicht sofort und unmittelbar geleistet, sondern verzögert.

Erfolgt auf die Leistung nicht die vereinbarte Gegenleistung, gibt es Schwierigkeiten. Sanktionen werden verhängt, bis die Gegenleistung erbracht ist. So lange steht der Geforderte, der Schuldner, in der Schuld des Fordernden, des Gläubigers. Dieser hat seine Leistung im Glauben erbracht, eine Gegenleistung zu erhalten. Hier kommt der Aspekt des Vertrauens und gegenseitigen Misstrauens ins Spiel.

Wer also sichergehen will, dass er seine Gegenleistung erhält, misstraut seinem Handelspartner. Das wiederum würde aber, konsequent durchgesetzt, den Handel zum erliegen bringen.

In den Gesetzesbüchern gibt es für die Unterlassung der Gegenleistung verschiedene Namen: Schuld, Unterschlagung, Betrug, ...

Die Frage ist also: Unter welchen Bedingungen ist ein Verkäufer und/oder Eigentümer einer Leistung bereit, sein Eigentum an dieser aufzugeben? Doch nur dann, wenn er dafür eine Gegenleistung erhält, welche Form diese Gegenleistung auch haben mag. Sicher wird er dafür in der Regel Geld erwarten, es kann aber auch eine andere Dienstleistung oder eine andere Ware sein, die er vielleicht wiederum verkaufen kann.

Es ist auch durchaus möglich, dass er als Gegenleistung die Leistung für jemand anderen erwartet, sagen wir Zwischenhändler Julius, welcher ihm dann wiederum eine Leistung erbringt. Sicher könnte man dieses Gedankenspiel bis ins uferlose treiben, aber wir bleiben mal beim ganz einfachen Beispiel.

Dabei findet, ganz abstrakt, ein Austausch von Leistungen statt (Güter, Geld, Dienstleistungen, Rechte (wobei nicht das Recht selbst die Gegenleistung darstellt, sondern das Zugestehen, das Gewähren eines Rechts)). Also der Tausch einer Leistung für eine Gegenleistung, ganz egal welche Form oder welchen Weg die Leistung oder die Gegenleistung hat.

Aufrechnung
Leistung und Gegenleistung werden vereinbart, verhandelt. Der Leistungserbringer weiß, welche Gegenleistung er bekommt, der Preis wird festgelegt. Die Leistungen werden gegeneinander aufgerechnet. Handelspartner A hat von der Leistung L(A) eine bestimmte Menge oder Qualität gegeben und erwartet von Handelspartner B dafür eine bestimmte Menge oder Qualität der Gegenleistung L(B).
Zusammfassung:

Damit ein Handel ein solcher ist, müssen also folgende Bedingungen erfüllt sein (in einer wahrscheinlichen Reihenfolge):

1. Es muss eine Absprache stattfinden. Darin wird vereinbart, welche Leistung und Gegenleistung evtl. wann erbracht wird
2. Es findet eine Aufrechnung der Leistungen statt.
3. Die Handelspartner müssen sich einig und mit dem Austausch einverstanden sein.
4. Die Leistungen bedingen einander (keine Leistung ohne Gegenleistung).
5. Es findet ein Leistungstausch statt.

Wenn eine Leistung erbracht wird, ohne dass eine Gegenleistung erwartet wird, ist das eine Schenkung, kein Handel. Wenn die Leistungserbringer nicht wissen, dass sie eine Gegenleistung bekommen, keine Absprache stattgefunden hat, konnten die Leistungsempfänger sich auch nicht einigen, auch nicht über die Gegenleistung. Somit ist es eine gegenseitige Schenkung.


Geld
Natürlich ist es nahezu unmöglich über Handel und Leistungen zu reden, ohne auch über Geld zu reden. Bestimmt gab es eine Zeit, in der Leistungen direkt ausgetauscht wurden. Also Kleidung gegen Stuhl, Mehl gegen Kartoffeln, ... Bis irgendwer auf die Idee kam, jedem Ding einen Wert beizumessen und diesem Wert eine Einheit zu geben. In manchen Völkern wurden als Zahlungsmittel Muscheln, in anderen bestimmte mineralische Steine (Türkis) eingesetzt, in unserer Geschichte waren es Metallstücke aus Gold, Silber, Kupfer und Bronze.

Wie das Geld seinen Weg in die Welt gefunden hat, soll hier aber nicht Thema sein, auch wen Geld und Handel inzwischen sehr viel miteinander zu tun haben.

Wichtig für diese Abhandlung ist aber, dass Geld, gem. Marx, nun nichts anderes ist, als eine abstrakte Form von Arbeitsleistung. Es ist also egal, ob wir Ware gegen Ware, Gut gegen Gut, Ware gegen Dienstleistung oder gegen Geld eintauschen, wir tauschen eigentlich immer Arbeit gegen Arbeit, weil in jeder Sache, in jedem Dienst Arbeitskraft und Arbeitszeit steckt, also Arbeitsleistung. Damit ist jeder Handel, welche Form er oder die Dinge auch immer haben mögen, nur ein Tausch von Leistung gegen Leistung oder auch Gut gegen Gut.


DasBrot_XIX  
DasBrot_XIX
Beiträge: 10
Registriert am: 24.07.2010

zuletzt bearbeitet 26.07.2010 | Top

   

Für alle die, die sich noch nicht mit dem T

Befreien wir uns von der Diktatur des Handels und damit des Kapitals.

Das Forum für eine freiere Zukunft.
Xobor Einfach ein eigenes Xobor Forum erstellen
Datenschutz